Seit der dritten Ausgabe gehört Julia Siepert zu den festen Größen in unserem Magazin. Mit jeder neuen Einsendung beweist sie aufs Neue ihr Gespür für außergewöhnliche Bildkonzepte. Ihre Arbeiten zierten bereits vier unserer Cover – ein guter Grund, die kreative Persönlichkeit hinter diesen Werken näher kennenzulernen.
Tomey: Deine Einsendungen sind immer ein Highlight in unserem Magazin. Was inspiriert dich, immer wieder neue Ideen für Serien zu entwickeln?
Julia: Vielen lieben Dank, ich freue mich sehr, dass meine Bilder so gut ankommen.
Ich sehe oft außergewöhnliche Locations und überlege mir dann ein passendes Konzept dazu. Mit der Designerin Marina plane ich regelmäßig gemeinsame Shootings mit ihren traumhaft schönen Kleidern.
Tomey: Deine Serien fallen durch ihre klare Belichtung, den stimmigen Farblook und die Einheitlichkeit in der Retusche auf. Wie gehst du an die Planung und Umsetzung solcher Projekte heran?
Julia: Ich finde es sehr wichtig, bereits beim Fotografieren auf die richtigen Kameraeinstellungen zu achten.
Als Erstes stelle ich die Kamera passend zu den jeweiligen Lichtverhältnissen ein und achte dabei besonders auf die Hauttöne des Models. Dadurch muss in der Retusche weniger verändert werden – natürlich gibt es aber immer wieder Ausnahmen.
Mir ist es wichtig, natürliche Farben beizubehalten. Nur bei Grüntönen reduziere ich die Sättigung leicht.
Tomey: Was bedeutet für dich Qualität in der Fotografie und wie erreichst du diese in deinen Arbeiten?
Julia: Die Qualität der Bilder ist essenziell. Ich nehme mir Zeit für die Planung, Durchführung und Bearbeitung des Shootings.
Tomey: Gibt es einen Moment oder ein Projekt in deiner Laufbahn, das für dich besonders prägend war?
Julia: Mein Abschlussprojekt an der Meisterschule für Mode war für mich sehr prägend. Dabei entdeckte ich meine Liebe zur Fotografie.
Das Projekt drehte sich um eine Zeitreise durch die Epochen der Kostümgeschichte, die auf moderne Art und Weise umgesetzt wurde.
Tomey: Wie hat sich deine Herangehensweise an die Fotografie über die Jahre verändert?
Julia: Natürlich entwickelt man sich in der Fotografie weiter und möchte immer wieder Neues ausprobieren.
Ich habe mich in verschiedenen Bereichen der Fotografie ausprobiert – zum Beispiel in der Neugeborenen-Fotografie, Kindergartenfotografie und Produktfotografie. Dabei habe ich gemerkt, dass mich Hochzeitsreportagen und freie Projekte am meisten erfüllen.
Tomey: Wie wichtig ist dir die Einheitlichkeit in deinen Serien? Gibt es Techniken oder Prinzipien, an die du dich immer hältst?
Julia: Ich glaube, jeder Fotograf und Künstler entwickelt über die Zeit seinen eigenen Stil. Jede Serie soll farblich und stilistisch einheitlich wirken, damit sie harmonisch bleibt. Gleichzeitig darf sie aber nicht langweilig werden – daher achte ich auf verschiedene Perspektiven und Details.
Tomey: Kannst du uns Einblicke in deinen kreativen Prozess geben – von der Idee bis zum fertigen Bild?
Julia: Zuerst erstelle ich ein Moodboard, um meine ersten Ideen zu sammeln. Danach suche ich mir ein Model, passende Outfits, Locations und Dienstleister. Mir macht es viel Spaß, alles zu planen und zu organisieren.
Beim Shooting ist es mir sehr wichtig, eine angenehme, lockere Atmosphäre zu schaffen, damit sich das Model wohl fühlt. Dadurch wird es offener und bringt oft auch eigene Ideen mit. Es muss nicht immer alles nach Plan laufen – oft entstehen gerade dann die besten, spontanen Ergebnisse.
Anschließend versuche ich, die Serie so schnell wie möglich zu bearbeiten. Die besten Bilder werden dann in der Zeitschrift veröffentlicht.
Tomey: Was macht für dich eine Fotoserie besonders stark? Gibt es bestimmte Elemente, die du immer einbauen möchtest?
Julia: In meinen Serien ist es mir wichtig, verschiedene Perspektiven zu zeigen und besondere Details hervorzuheben. Ich arbeite gerne mit kreativen Elementen wie Prismen, Kristallen oder der Reflexion auf einer Handy-Oberfläche, um spannende Effekte zu erzielen.
Oft erzählen meine Serien auch eine Geschichte.
Tomey: Gibt es bestimmte Kameras, Objektive oder Techniken, die du besonders gerne verwendest?
Julia: Ich fotografiere sehr gerne mit der Canon R6 und benutze am liebsten Festbrennweiten: 35mm, 50mm, 85mm und 135mm. Mein Lieblingsobjektiv ist das 85mm.
Ich fotografiere meistens mit einer offenen Blende von 2.0 und am liebsten bei Sonnenuntergang – das sorgt für eine ganz besondere Lichtstimmung.
Tomey: Wie gehst du an die Nachbearbeitung heran, um einen einheitlichen Look zu erzielen?
Julia: Ich bearbeite die gesamte Serie als Einheit, nie einzelne Bilder, damit der Look konsistent bleibt.
Zuerst sortiere ich schwächere Bilder aus, dann mache ich Farbkorrekturen. Zum Schluss wähle ich die besten Bilder für Magazine aus und bearbeite diese noch detaillierter.
Tomey: Hast du Routinen oder Tricks, um kreative Blockaden zu überwinden?
Julia: Wenn man viele Aufträge hat, kann es passieren, dass man kaum Zeit für kreative Projekte findet.
Ich notiere mir meine Ideen und setze sie einfach später um, wenn es wieder passt.
Tomey: Viele Leser*innen bewundern deine Arbeiten. Welche Botschaft möchtest du ihnen mitgeben?
Julia: Mit offenen Augen durchs Leben gehen und jeden Augenblick genießen.
Nicht die kleinen Dinge im Leben übersehen.
Tomey: Was rätst du Fotograf*innen, die sich in der Serienfotografie oder in der Nachbearbeitung weiterentwickeln möchten?
Julia: Ich empfehle, neue kreative Projekte auszuprobieren und sich mit anderen Fotografen auszutauschen.
Tomey: Wie wichtig ist dir der Austausch mit anderen Fotograf*innen, und wie beeinflusst das deine Arbeit?
Julia: Der Austausch mit anderen Fotografen ist mir sehr wichtig, weil man viel voneinander lernen kann und dabei oft tolle Bilder entstehen. Ich sehe andere Fotografen nicht als Konkurrenten, sondern als Kollegen und Freunde. Dadurch können langjährige Freundschaften entstehen.
Man lernt so viele interessante Menschen kennen, und das ist unglaublich bereichernd.
Tomey: Welche Entwicklungen in der Fotografie-Branche findest du spannend oder herausfordernd?
Julia: Die Fotografie-Branche wird immer schnelllebiger. Einerseits sehe ich die Erleichterung bei der Bildbearbeitung durch künstliche Intelligenz als große Unterstützung, andererseits birgt sie auch Gefahren.
Bilder können stark verfremdet werden, sodass sie der Realität nicht mehr entsprechen. Wenn zu viele Filter eingesetzt werden, könnte ein Bild seinen individuellen Charakter verlieren.
Tomey: Welche Rolle spielt das Teilen von Wissen und Erfahrung für dich?
Julia: Ich teile mein Wissen gerne mit anderen Fotografen. Ich gebe Workshops und Kurse in der Fotografie.
Tomey: Welche Herausforderung hast du kürzlich bei einer Serie gemeistert und wie hat dich das weitergebracht?
Julia: Vor Kurzem habe ich ein Shooting mit einem Heißluftballon fotografiert – das war nicht einfach.
An diesem Tag war es sehr kalt (-10°C) und es waren viele Zuschauer anwesend.
Die Herausforderung bestand darin, unter schwierigen Bedingungen trotzdem künstlerisch hochwertige Bilder zu machen.
Tomey: Gibt es eine Geschichte hinter einer deiner Serien, die dir besonders wichtig ist?
Julia: Jedes Shooting ist einzigartig und persönlich.Ich fotografiere am liebsten draußen in der Natur und möchte ihre Schönheit in meinen Bildern zeigen. Dabei sollte man immer achtsam mit der Natur umgehen.
Ein besonderer Ort für mich ist das Lavendelfeld Adlstraß in Dorfen. Matthias Tafelmeier hat es angelegt und gibt uns die Möglichkeit, dort die Artenvielfalt zu beobachten. Ich fotografiere dort jedes Jahr und bin sehr dankbar für diese einzigartige Gelegenheit.
Tomey: Was möchtest du in Zukunft in deiner Fotografie erreichen oder ausprobieren?
Julia: In Zukunft würde ich gerne mehr reisen und meine kreativen Projekte an verschiedenen Orten umsetzen. Ich liebe es, besondere Momente in meinen Bildern festzuhalten.
Tomey: Was möchtest du unseren Leser*innen abschließend mit auf den Weg geben?
Julia: Man sollte die eigenen Träume verwirklichen und offen für Neues sein.
Keine Angst vor Veränderungen haben – und niemals stehen bleiben.