Dieses Interview fand im Rahmen der Arbeiten an der ersten GMM-Sonderausgabe des Filigree Magazine statt.
Lisa Neumeyer ist selbst Fotografin und Gründerin der GMM-Community.
Tomey: Hallo Lisa, es freut mich, dass du dir die Zeit für ein Interview mit dem filigree Magazine genommen hast.
Lass uns mit den Basics anfangen: Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Lisa: Hallo Tomey. Ich habe schon als kleines Mädchen immer eine eigene Kamera gehabt und bin regelmäßig zur Drogerie, um meine Filme zu entwickeln. Während meines Studiums zur Medienwirtin, habe ich für eine Event-Agentur dann erstmals beruflich fotografiert.
Tomey: War dies der Zeitpunkt, in dem du dich dazu entschlossen hast, dies auch beruflich zu verfolgen?
Lisa: Ja, genau. Ab 2014 habe ich viele Jahre nebenberuflich fotografiert, während ich hauptberuflich als Marketing Managerin gearbeitet habe. Seit August 2023 bin ich komplett selbstständig mit Fotografie und Marketing. Ohne Festanstellung habe ich jetzt auch viel mehr Zeit, um die GMM Community weiterzuentwickeln.
Tomey: Wie kam es zur Idee mit GMM – der German Male Model Community?
Lisa: Das war eine total spontane Entscheidung im Juni 2021 sonntagabends auf dem Sofa. Mir fiel auf, dass es zwar unzählige Instagram-Accounts gibt, die weibliche Models unterstützen, aber nur eine Handvoll für Männer — geschweige denn im deutschsprachigen Raum. Außerdem liegt bei den meisten dieser Accounts der Fokus auf nackter Haut und Muskeln, so als gäbe es keine anderen Bereiche der Männerfotografie. Ich wollte also eine Plattform schaffen, bei der die Kunst wieder im Vordergrund steht. Deshalb steht oben im Profil seit jeher „Less sexism, more art!“.
Tomey: Das ist ein schöner Gedanke. Aus Erfahrung weiß ich, das solch ein Account mit sehr viel Arbeit verbunden ist. Gibt es Momente, wo du es bereust, dass du das Ganze ins Leben gerufen hast?
Lisa: Ja, es ist viel Arbeit — und bisher sind die meisten Stunden davon ehrenamtlich. Ich bereue es aber nicht. Durch diese Community habe ich viele tolle Bekanntschaften gemacht und neue Kontakte geknüpft, die ich nicht mehr missen möchte. Außerdem bin ich sehr gespannt, wie sich dieses einstige „Sofa-Projekt“ noch entwickeln könnte. Bisher ist das Feedback überaus positiv und das lässt mich am Ball bleiben.
Tomey: In deiner Antwort sehe ich ein wenig mich selbst als ich damals mit „Bayerische Portraits“ und später mit dem „filigree Magazine“ angefangen habe.
Wohin dich dein „Sofa-Projekt“ bringen wird, kann nur die Zukunft zeigen. Gibt es aber Sachen oder Punkte, die du im Rahmen von GMM gerne noch erleben bzw. vollbringen möchtest?
Lisa: Auf jeden Fall. Als nächstes steht im November 2023 das allererste „German Male Model Meetup“ vor der Tür, auf das ich mich sehr freue. Dabei bringe ich für ein Wochenende Male Models und Fotograf:innen in einer tollen Villa zusammen, um gemeinsam kreativ zu werden und innerhalb der Branche zu netzwerken. Solche Events möchte ich für meine Community regelmäßig veranstalten, vielleicht auch mal im Ausland in Form einer Shootingreise. Außerdem sind verschiedene Workshops speziell für Male Models geplant. Zwei erste Tests habe ich bereits erfolgreich durchgeführt mit Rames Gouri als Model-Coach.
Tomey: Das klingt sehr spannend und ambitioniert. Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung.
Was ist deine liebste Erinnerung oder Nachricht, die du im Rahmen von GMM erlebt oder erhalten hast und gibt es auch eine besonders Schlimme?
Lisa: Ich freue mich ganz regelmäßig über Nachrichten, in denen sich jemand für den Support bedankt oder die viele Zeit und das Herzblut erkennt und anerkennt, das ich seit der Gründung investiere. Ein tolles Erlebnis war der erste GMM Workshop zum Thema „Mimik & Posing“. Das hat wirklich viel Spaß gemacht. Richtig schlimme Erlebnisse hatte ich bisher keine.
Tomey: Dann hoffe ich, dass dies mit den schlimmen Erlebnissen auch so bleibt.
Kommen wir mal zurück zu dir als Fotografin – gibt es da etwas, was besonders in deinem Kopf hängen geblieben ist?
Lisa: Kannst du die Frage spezialisieren?
Tomey: Naja, beispielsweise ein ganz besonderes Fotoshooting oder eine besonders schlimme Shooting-Anfrage.
Lisa: Richtig schön fand ich die beiden Wochenenden mit Kim Höhnles HER CLUB, bei dem nur Fotografinnen zusammenkamen. In München haben wir uns mit rund 30 Frauen getroffen, plus 8 Male Models, und uns auch gegenseitig fotografiert. Das war eine bereichernde Erfahrung mit bleibenden Freundschaften.
Weiterhin unangenehm finde ich Shootings, bei denen ganz offensichtlich geflirtet wird und es dem Kunden gar nicht ums Fotografieren geht. Da benötigt es sehr viel Fingerspitzengefühl, um höflich aus der Nummer herauszukommen.
Tomey: Letzteres klingt tatsächlich sehr anstrengend. Passiert dir das öfter?
Lisa: Also, über die Jahre hinweg hatte ich schon einige unseriöse Anfragen. Meistens merke ich es aber zum Glück im Vorfeld.
Tomey: Hast du zum Schluss vielleicht noch einen Ratschlag für angehende Fotografen und/oder Models?
Lisa: 1. Investiert in Workshops, um von jenen zu lernen, die sich am Markt bereits etabliert haben.
2. Tauscht euch mit Kolleg:innen aus eurer Branche aus. Dadurch lassen sich wertvolle Erkenntnisse sammeln und wichtige Synergien formen.
3. Habt Geduld mit euch und eurer Karriere. Wenn ihr liebt, was ihr tut, werdet ihr euren Weg finden.
Tomey: Ich danke dir für das Interview. Möchtest du zum Schluss noch etwas sagen?
Lisa: Ja, lieben Dank auch an dich, Tomey! Wichtig wäre mir, noch darauf hinzuweisen, dass ich gerade an einer Website für GMM arbeite. Das ist ein großer Schritt für mich und mein Projekt. Dort sollen sowohl Male Models als auch Fotograf:innen aus meiner Community weitere Unterstützung finden. Geplant sind u.a. ein Blog mit passenden Themen, Interviews mit meinen Models des Monats und eigene Profile für Male Models sowie Männerfotograf:innen. Sobald die Website online ist, findet ihr sie unter www.germanmalemodel.com.